ANALOG MIT DEN HAMBURG SPINNERS

15.02.2024

Aufnahme mit der Telefunken M 15 – direct to tape!

Ein großes Abenteuer im altehrwürdigen MPS-Studio fand im Januar 2024 statt. Die Hamburg Spinners scheuten den langen Weg in den Süden nicht und haben uns für einige Tage im Schwarzwald besucht um im Studio eine 2-Spur Analogaufnahme für ihr kommendes Album aufzunehmen. Direkt in den Kasten ohne Umwege. Es hat sich gelohnt! Tontechnikermeister für die Analogaufnahme war Ray Rawand Baziany, für die parallele Digitalaufnahme zeichnete Tim Heumesser verantwortlich.

Telefunken M 15 in Action. Eine von drei 2-Spur Telefunken im MPS-Studio. Foto: © Tim Heumesser 2024

Rein menschlich war das von Beginn an Liebe auf den ersten Blick, bei den vier Musikern und der MPS-Studio Crew wurde nicht rumgefremdelt. Es war nicht nur Arbeit sondern auch Urlaub im Schwarzwald, auch für uns. Mit dem straight-forward 60s Instrumentalsound der Spinners, der Retroelemente aufgreift, aber einen absolut charmanten eigenständigen Sound darstellt, verzauberten sie uns und die historischen Studiowände. Wir sind sehr happy, dass das Album hier aufgenommen wurde und hoffen, dass die alte Tradition der Instrumentalhits ein Revival bekommt. Denn Ohrwürmer gibt es bei den Hamburg Spinners zuhauf. 

Alles unter Kontrolle. Die Kapitäne im Regieraum: Ray Rawand Baziany und Tim Heumesser. Foto: ©Tøni Schifer/MPS-Studio 2024

Technisch eine Herausforderung, aber kein Problem für die Soundspezialisten Ray und Tim, die völlig tiefenentspannt die Geschicke in der Regie leiteten. So wurde kurzerhand das AKG-Hallgerät und die Telefunken M15 Tonbandmaschine vom großen Mischpult aus angesteuert. Mit dem Einschalten des selbstgebauten Mischpults aus den frühen 1970er Jahren wurde der alte Geist des MPS-Studio Gründers Hans-Georg Brunner-Schwer (HGBS) aus der Flasche gelassen. Wenn das Tonband wieder läuft, dann schauen HGBS, Rolf Donner und Willy Fruth aus dem Jenseits zu und freuen sich, dass im MPS-Studio wieder regelmäßig aufgenommen und produziert wird. Im Jahr 2024 werden hier viele Produktionen entstehen, die dem Verein MPS-Studio e.V. helfen laufende Kosten und Investitionen in die alte Analogtechnik des denkmalgeschützten Studios zu bewerkstelligen.

Gute Jungs hinter der denkmalgeschützten MPS-Bar von 1962. Von links: Lucas, Dennis, Carsten und David. Foto: ©Jens Heid / Hamburg Spinners 2024

In dreieinhalb Tagen wurde das ganze Album aufgenommen und wir freuen uns schon wenn das Werk auf Vinyl erhältlich sein wird, die Aufnahme ist einfach ausgebufft geworden. Nun sind die Hamburg Spinners ein Teil der neueren MPS-Studio Geschichte.

DIE HAMBURG SPINNERS

Dennis Rux live im MPS-Studio, der Mann mit der Ambosskotelette an seiner Gitarre, Foto©Markus Ruf 2024

Mit Dennis Rux an der Gitarre kam ein Experte ins Studio, der mit seinem eigenen Yeah Yeah Yeah Studio in Hamburg bereits jahrelange Analogaufnahmen produziert und der mit seinen Kollegen eine gelassene und entschleunigte Stimmung ins Studio zauberte. Seine schnörkellosen Gitarrensounds spielt er mit einem messerscharfen Takt. Mit seinen Ambosskoteletten gewinnt er auch Wettbewerbe und die Herzen der Zuschauer. Dennis hat sich sofort in das MPS-Studio verliebt und wir freuen uns auf weitere Abenteuer mit ihm.

Carsten “Erobique” Meyer (hinter ihm sein Body Guard) live im MPS-Studio, er unterhält auch alleine, aber die Hamburg Spinners sind seine ausgebuffte Gang. Foto ©Markus Ruf 2024

Carsten Meyer hat unter dem Künstlernamen Erobique eine sehr große Fanbase. Er hat das unglaubliche Talent an den Tasten die Menschen zu verzaubern, neben all seinen musikalischen Qualitäten ist er zudem ein unfassbar guter Illustrator. So gestaltet er auch die Plattencover der Hamburg Spinners. Ausserdem macht er sich auch für die Arbeit im Studio schick und trägt weiße Rollkragenpullis als Dedication an die Singers Unlimited, aber auch grünen Samtanzug mit Tuch. Auch beim Schuhwerk versteht er keinen Spaß. Bekanntheit hat er sich auch mit Filmmusik für u.a. den Tatortreiniger erspielt. Sein letztes Werk “No.2” ist musikalisch wie optisch ein wunderschön relaxtes Album und wen Schwermut in diesen Zeiten plagen sollte: “No.2” ist ein sehr gutes Heilmittel.

Der erste Bohnenkaffee nach dem Krieg: David Nesselhauf mit einer Original SABA-Kaffeetasse im MPS-Studio. Foto: © Jens Heid / Hamburg Spinners 2024

Mit David Nesselhauf am Bass ergänzt ein aufmerksamer und immer an seinem Gegenüber interessierter Mensch diese Band. Der gebürtige Berliner und Radiologe zeigt sich allen Facetten der absurdesten Musik offen und spielt u.a. in einem weiteren interessanten Projekt: Tetra Urogallus. Hier treffen die germanischen Black Sabbath die Bläsersätze von Bert Kämpfert. Unbedingt mal checken!

Lucas Kochbek bei Aufnahmen im MPS-Studio. Foto: © Tim Heumesser 2024

Lucas Kochbek bespielt das Schlagzeug bei den Hamburg Spinners und während andere vorne die Rampensau machen hat man bei ihm das Gefühl, dass er sich sehr wohl hinter der Schießbude fühlt. Schaut man in seine Diskografie, dann sieht man, dass der Mann schon lange bei sehr vielen Projekten und Bands mitspielt. Ob eigene Kompositionen oder als Drummer für Thomas D oder bei Erobique, the beat goes on!

Hamburg Spinners Bassdrum. Gestaltet von Carsten “Erobique” Meyer. Das Fell ist heute Teil des MPS-Studios! Foto: © Jens Heid / MPS-Studio 2024

FREITAGABEND STUDIOKONZERT

Zum krönenden Abschluss gab es dann am Freitagabend ein magisches Studiokonzert, dass innerhalb kürzester Zeit ausverkauft war. Das Publikum aus nah und fern feierten ausgelassen dieses Ereignis. Nach dem Konzert spielten die DJs Hank Strummer & Rudi Raschke ein schönes Partyset.

Um 3 Uhr am Morgen aber dann kam Meister Carsten „Erobique“ Meyer nochmals auf Hochtouren und bespielte für die verbliebenen Gäste noch den legendären Bösendorfer Grand Imperial. Spätestens hier war klar, diese Tage waren legendär. Danke. Kann das nicht immer so weitergehen?

Hinter den Kulissen: die Pferdelederkassoletten von Carsten Meyer, gefertigt in Münster. Foto © Markus Ruf 2024