Hier stand sie oft: Christa Gugeler im MPS-Studio im August 2023 © Foto: MPS-Studio e.V.
Christa Gugeler begann 1973 im Schwarzwälder MPS-Studio zu arbeiten. Rolf Donner, der Toningenieur und Manager im MPS-Studio, suchte nach einer professionellen Verstärkung mit abgeschlossener Ausbildung. Criss Gugeler hatte den Tipp für eine Bewerbung an der Schule für Rundfunktechnik, SRT in Nürnberg erhalten, wo sie ausgebildet wurde. Schon beim Vorpraktikum im SDR in Stuttgart, waren die Aufnahmen mit dem Rundfunktanzorchester Erwin Lehn besonders spannend. So hat sie die Chance bei MPS genutzt um weitere Berufserfahrungen in einem Musikstudio zu sammeln.
Der gebürtige Leipziger Rolf Donner hatte nach dem Krieg Erfahrungen beim Südwestfunk gesammelt und maßgeblich bereits Anfang der 60er Jahre das SABA-Studio (ab 1968 MPS-Studio) mit aufgebaut. Den hochgepriesenen “Most Perfect Sound” hätte es ohne Rolf Donner nicht gegeben. Für Christa Gugeler war es ein Segen bei diesem Fachmann weitere Berufserfahrungen zu sammeln.
1972 im MPS-Studio. Von links nach rechts: Peter Trunk, Tony Inzalaco, am Mischpult: Rolf Donner, Willi Fruth (Aufnahme Bora Rocovic “Ultra Native, MPS 2121289-0) (Foto: German Hasenfratz exklusive Nutzung und Inhaber Archiv Hasenfratz ist: ©MPS-Studio e.V.)
So kam die junge Soundspezialistin nach Villingen: “Mein Vater hat mich gefahren und Rolf Donner musste ihm versprechen gut auf mich aufzupassen, das hat er auch gemacht”. Sie mietete sich ein Zimmer, lernte in der Zähringerstadt ihren Mann im gleichen Jahr kennen und hatte mit Toningenieur Donner nicht nur einen leidenschaftlichen Toningenieur und versierten Techniker der alten Schule an der Seite, sondern auch einen sympathischen, väterlichen Freund, dem Sie vieles zu verdanken hat und der ihrer Weiterbildung im MPS-Studio viel Herzblut gewidmet hat.
In dieser Zeit begleitete sie wegweisende Aufnahmen, war dabei als Friedrich Gulda, Volker Kriegel, Albert Mangelsdorff, Monty Alexander, Peter Herbolzheimer und viele andere Stars der internationalen Jazzszene zu Besuch im Studio waren. Jazz war auch im MPS-Studio eine fast ausschliessliche Männerbastion. Schaut man auf Discogs bei den Credits der MPS-Veröffentlichungen: alle männlichen Produzenten und Tontechniker werden genannt. Christa Gugelers Name findet sich trotz der langen Zeit, die sie für das Studio gearbeitet hat gerade mal auf einer Platte des Schweizer Komponisten und Pianisten George Gruntz. “So waren damals die Zeiten” – sagt sie lachend.
Rolf Donner und Christa Gugeler im MPS-Studio in den 1970er Jahren. (Foto Archiv Christa Gugeler)
Erzählt Christa Gugeler heute von Rolf Donner, dann glänzen ihre Augen. “Die Frauen haben damals 2 Semester Tontechnik studiert, die Männer 3 Semester.” Bei Rolf Donner habe ich viel zusätzlich gelernt, ob es das Verlegen von Kabelbäumen war, perfekte Aufnahmen oder das Löten, er hat mir alles bereitwillig bis in Detail erklärt.” Und er war es, der bereits vor dem Ende von MPS im Jahr 1983 seinem Schützling empfohlen hat sich in Mainz beim SWR zu bewerben. …. “Er hat sich meine Bewerbung angeschaut und meinte mit seinem unverwechselbaren sächsischen Zungenschlag “Mensch Kleene, Du musst unbedingt erwähnen, dass Du mit Friedrich Gulda oder Monty Alexander zusammengearbeitet hast, sonst wird das nüschd!”
Natürlich hat Gugeler den Job beim SWF, heute SWR Mainz bekommen. Ihre Kenntnisse aus fast 10 Jahren Erfahrung bei MPS haben ihr geholfen vielfältige Aufgaben im Innen- und Außendienst des Hörfunks zu übernehmen. Besonders bei den Herausforderungen der Digitalisierung und Neubau der Studios im Jahr 1996 in Mainz, waren ihre Kenntnisse gefragt. Seit dieser Zeit in Mainz ist sie auch in der rheinhessischen Gegend heimisch geworden. Mit Ton arbeitet sie heute noch, allerdings um daraus Plastiken zu gestalten. Eine kritische Zuhörerin ist sie geblieben. Wenn sie mit ihrem Mann Konzerte besucht, freut sie sich über guten Sound und angemessene Lautstärke.
50 Jahre nach dem Beginn ihrer Karriere als Tontechnikerin hat Christa Gugeler das MPS-Studio für ein Interview besucht und spannende Geschichten erzählt. Wir sagen Danke und freuen uns auf ein baldiges Wiedersehen.
Ganz links an der 24-Spur Ampex Tonbandmaschine: Christa Gugeler. Stehend: Barry Finnerty. An den Reglern: Joachim Ernst Berendt, stehend: Rimona Francis und HGBS (mit Krawatte). Ganz rechts hinten am Produktionsmixer: Rolf Donner.. Oktober 1977, MPS-Studio für die Aufnahme “Rimona Francis” (MPS 0068.187) (Foto: German Hasenfratz exklusive Nutzung und Inhaber Archiv Hasenfratz ist: ©MPS-Studio e.V.)